Röhrlsalat – eine Hommage

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Röhrlsalat Löwenzahn Salat

Röhrlsalat, so wird in der Steiermark liebevoll der Salat aus den Baby-Blättern des Löwenzahns genannt. Da kriecht dann im Frühling Jung und Altsteierer*innen auf den Knien über die Wiesen, um das beste Unkraut der Welt zu stechen. So heißt das dann dort: „Röhrlsalat stechen“.

Das ist in der Steiermark kein Hippy-Ding oder etwas, das nur Kräuterhexen oder Witcher machen, es ist einfach das, was halt jeder tut. Der junge Löwenzahn ist nur ganz kurz zu ernten und deshalb eine extrem besondere Delikatesse.

Merkregel: Ist die Blüte am Häupl, isst man keinen Röhrlsalat mehr, weil dann ist er zu bitter.

Der Röhrlsalat war ein einsame Stern am Salathimmel meiner frühen Kindheit. Ich kann mich (leider) noch erinnern, es gab eine Zeit, ich war noch sehr klein und eindeutig im Tal meiner kulinarischen Geschmacksknospen, da habe ich einfach alles nur annähernd Salatartige komplett verweigert.

Wenn ich zu Besuch bei meiner Tauftante und Großeltern am Bauernhof mit lauter köstlichen Eigenproduktionen war, wurden vorher vorsichtshalber für Wochen Frankfurter eingekauft … Naja, das mag ich jetzt gar nicht vertiefen. Deo gratias für die Damen in meinem Umfeld damals, die so coole Sachen machten wie im Frühling eben mal Röhrlsalat stechen zu gehen. Und irgendwie hat mich das Konzept, etwas Essbaren aus irgendeiner einfachen Wiese rauszuholen, schon als Knirpsin so begeistert, dass ich den Röhrlsalat in meine damals sehr strenge Diät aufgenommen habe.

Das Ernten ist eine delikate Sache, am besten sofort am Frühlingsanfang mit Sackerl und Feitl ausgerüstet die Wiesen erkunden. Ungedüngt und straßenfern ist natürlich am besten.
Wenn man einen schönen Röhrlsalatkopf sieht (ohne Blume!), unter dem Grün und so flach wie möglich abschneiden und rein ins Sackerl. Der Geschmack erinnert übrigens ein wenig an Rucola, hat aber noch mehr Feinheiten in seinen Zwischentönen. Ein Muss ist auch die Kombination mit Erdäpfeln und Kernöl – so wird der gewöhnliche Löwenzahn zu einem Essen für Göttinnen und Götter.

Das ist der erste Beitrag zu „Essbare Stadt“. Dabei geht es um Pflanzen, Früchte und Blüten, die einfach so wachsen und jeder frei und ohne Geld pflücken kann. Mir gefällt das Prinzip: einfach rausgehen und selber ernten. Allen, die das auch mögen, empfehle ich dafür die Seite: mundraub.org. Da sind Obstbäume und Kräuter eingetragen an öffentlichen Plätzen, also wo mitnehmen und freies Ernten erlaubt ist. Und es ist partizipativ, Mitmachen und selber eintragen also ausdrücklich erlaubt! Ich habe den Röhrlsalat für diesen Beitrag im Wiener Prater geerntet. Natürlich an möglichst abgelegenen Wiesen und nicht direkt neben Hundzonen. Gut waschen natürlich! Gut waschen finde ich gilt sowieso bei jedem Salat … Schönes Nachernten und Nachkochen! 

Ich habe, wie am Foto zu sehen ist, auch die Knospen vom Löwenzahn aufgehoben, für Löwenzahnkapern. Kann man – muss man aber nicht. 

Zutaten:
Circa 100 g junge Löwenzahnblätter, 5 kleine Erdäpfel, 3 Eier, 3 EL Apfelessig, 4 EL Kürbiskernöl, 1/4 TL Zucker, 1/4 TL  Salz, weißer Pfeffer, optional Rindssuppe

Zubereitung:
• 
Den Röhrlsalat putzen und klein schneiden. Die Erdäpfel weich und die Eier hart kochen.
• 
Apfelessig, Kernöl, Zucker, Salz und Pfeffer in ein leeres Marmeladeglas füllen, zuschrauben und kräftig schütteln. Die Eier schälen, Eiweiß klein schneiden und zum Salat geben. Das Eigelb grob zerkleinern und ins Marmeladeglas mit Dressing geben, nochmal kräftig durchschütteln.
• 
Erdäpfel möglichst heiß schälen (Tipp: am besten geht das aufgespießt auf einer Gabel.) Blättrig schneiden und zum Salat geben. Dressing darüber gießen, alles mischen und Röhrlsalat sofort essen.
• 
Geheimtipp: echte Steirerinnen und Steirer, die geben noch einen Schuss Rindssuppe dazu, macht alles noch viel samtiger und cremiger.

PS. Ich liebe den Frühling im Prater! Ich habe noch einen Frühlingsfoto für Euch gemacht! 🙂

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Amaretto selber machen aus Zwetschgenkernen -Zwetschkaretto

Zwetschke ist Zwetschge. Aber Zwetschge ist nicht gleich Pflaume. Schon als Kind habe ich mich oft über dieses komische Wort gewundert und manchmal gar nicht aufhören können es zu sagen: „Zwetschke, Zwwwetschke, Zweeetschke…!“

Für dieses Rezept habe ich deshalb zuerst die Wortherkunft recherchiert und dabei entdeckt: der Name leitet sich von Damaskus ab, auch wenn das nicht sehr offensichtlich ist. Die Zwetschke ist eine Unterart der Pflaumen und weil sie aus Syrien zu uns kam nannten sie die Römer „Damascena“, was später im Deutschen zu Zwetsch(k)e wurde: also die Plaumen aus Damaskus. Deshalb gefällt mir die österreichische Schreibweise mit „k“ auch so gut. Dieses kleine Früchtchen ist ein echter Namen-Chameleon: in Österreich Zwetschke, in Deutschland Zwetschge oder überhaupt Pflaume, am Rhein wird es zur Quetsche und mancherorts ist es sogar noch eine Zwetsche.

Noch bemerkenswerter finde ich übrigens eine ganz besondere Eigenart der Zwetschke: sie bringt den Darminhalt zum flutschen…

Das wussten irgendwie schon immer alle und heute nennt man sowas dann halt: „Funktional Food“. Dafür verantwortlich ist der hohe Sorbitgehalt der Zwetschke. Bei Trockenfrüchten intensiviert sich dieses praktische Phänomen, weshalb die Dörrzwetschken schon immer das beste Hausmittel gegen Verstopfungt war. Wer mehr über die Zwetschke als neues- altes Superfood wissen möchte kann das hier nachlesen.

Für mein Rezept ist das aber alles Powidl, also wurscht, denn da geht es um den Kern der Sache.

Tipp für die Zutaten: einfach Powidl liebende Freunde um Kerne anschnorren. Dann trotz Verwunderung nicht abschrecken lassen. Hab ich auch so gemacht: Danke Kathie! Und Georg. Und Peter. Und Danke dem Baum, der da war ohne das Peter es wusste, bevor wir ihn entdeckten. Ein pflanzliches Pendant zur Katze, die grinsen kann ohne zu erscheinen. Genauso kamen diese Kerne nämlich zu mir.
Wer keine Zwetschgenaffine Freunde hat, kann immer auf „mundraub.org“ schauen ob nicht vielleicht ein Zwetschgenbaum in der Nähe vor sich hin wächst.

Zwetschkaretto Zwetschgenkern Amaretto Freiwillig aufgesprungener Granatapfel

Zutaten:
• 500 g Zwetschkenkerne
• 1 l Vodka oder Korn, geht auch
100 g brauner Zucker oder Kandis

Zubereitung:
Kerne gut waschen und das ganze Fruchtfleisch gut weg schrubben. Alles zusammen in ein Glas geben. Wer mag kann es hin und wider ein wenig schaukeln, streichen und schütteln. Ich liebe das. Circa zwei Monate warten, also vom Herbst aus gerechnet zu Weihnachten ist es fertig und ein geniales Geschenk. 

Tipps:
Umso mehr Kerne umso besser.
Faustregel: Kerne zu Vodka = 1:2
Mindestens 2 Monate reifen lassen, länger geht immer.
Funktioniert auch mit anderen Kernen, also Kirschen, Marillen, Pfirsich…
Wenn man keinen Sack mit Kernen hat auf einmal hat, kann man den Ansatz mit einer Handvoll Kernen anfangen und einfach mit Steinobstkernen erweitern die gerade so anfallen.
Kerne bitte nicht zerschlagen. Das ist gar nicht nötig und kann sogar gefährlich sein. Stichwort Blausäure.
Für noch mehr Braun kann man den Zucker karamellisieren. Geschmacklich sicher auch interessant.

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