… von b’soffenen Kapuzinern & durstigen Nonnen

Wunderlich benannte Speisen gibt es wohl weltweit. Eine urösterreichische ist der Besoffener Kapuziner

Der ist außer unglaublich köstlich auch ein kleines Namens- und Geschlechtswunder: B’soffene Liesl, Durstige Nonne, Bröselpudding, Durstiger Bauer, Triett, Bröslschober und mit Most statt Wein zubereitet, wird er/sie/es auch noch zum Mostschober oder Mostpudding!

Ich kenne den Kuchen aus meiner Kindheit in der Mönch-Version, also als Kapuziner, nach denen er wegen seines hellen Brauntons getauft wurde. Die Kapuziner müssen essen-benennungs-technisch ja immer wieder herhalten, weil ohne sie gäb’s auch keinen Cappuccino und auch nicht den Wiener Kapuziner, zumindest würden sie anders heißen. Blunznfetter Benediktiner vielleicht, wenn man den Gugelhupf zu lang im Ofen lässt. Und vielleicht Damenschwips-Dominikaner, wenn man den Kuchen erst gar nicht erst ins Rohr schiebt. Egal, nur so Ideen.

Sehr interessant finde ich den Namen Bröselpudding, der kommt nämlich sehr englisch daher. In Großbritannien ist Pudding ja fast ein Synonym für Naschspeisen, bei uns kennt man am ehesten noch den Englischen Weihnachtspudding, eine Art Kletzenbrot, das gedämpft wird. Da schließt sich schön der Kreis zum Bröselkuchen, der klassischen Grundlage für diese Nachspeise. In der unoffizellen steirischen Kochbibel, dem St. Martiner Kochbuch, wird der perfekte Bröselkochkuchen 45 Minuten gedämpft, ähnlich dem englischen Pudding.

Für mich die beste Nachspeise der Welt. Als Kind war es immer das Highlight, wenn es G‘soffene Kapuziner gab. Vor allem weil ich mir immer nur ein kleines Stück abschneiden durfte. Das Rätsel, warum, hab ich aber erst viel später geknackt.

Wichtig ist für die Südsteirer*innen, wie gesagt, dass es ein Bröselkuchen ist, Nüsse wie auf Wikipedia beschrieben, sind als Signaturmerkmal dabei völlig nebensächlich. Es kann mit Nüssen sein, muss aber nicht. Meine Version ist übrigens ein (Weihnachts)kekse-Vernichter, weil irgendwann kann man das Gebäck halt echt nimmer sehen. Es funktioniert aber mit jeder Art von Bröseln.

Ein letzter Namenvorschlag: Wenn man das Dessert für Kinder mit ohne Alkohol zubereitet, dann könnte man es so nennen: Zwickter Kapuziner!

Zutaten Bröselkuchen:
6 Eier, 6 EL Vanillezucker, 2 EL warmes Wasser, 6 EL alte Kekse oder Semmelbrösel, 1 cup oder 120 g Mehl, Kakao für die Kapuziner

Zutaten Glühwein:
500 ml Weißwein (bei mir fruchtiger Weißburgunder),
100 ml Wasser,
1 TL Zucker,
3 Stangen Zimt,
5 Stück Gewürznelken,
1 Sternanis,
Zitronen oder Orangenschalen (unbehandelt)
optional: 20 ml Zwetschkaretto (hier klicken für das Rezept)

Zum Flambieren:
80-prozentiger Inländer Rum, optional Zimtstange oder Sternanis

Zubereitung:
• 
Die Kekse in einer Küchenmaschine feinmahlen, ich habe dunkle Schokoladenkekse und helle Kekse getrennt gemahlen.
Eier trennen. Eiklar mit einer Prise Salz zu steifem Schnee schlagen. Eidotter mit Zucker flaumig rühren, nach und nach die 2 EL warmes Wasser dazugeben, damit es schön schaumig wird.
Eidottermasse aufteilen, zu einem Teil die hellen Brösel und zum anderen die dunklen Brösel geben, wer mag, kann hier nach Belieben mehr Kakao verwenden. Die Brösel vorsichtig unterheben, genauso jeweils die Hälfte des Mehls.
Gugelhupfform einfetten, bemehlen oder mit Backtrennspray besprühen, bei 200 Grad für circa zwölf Minuten backen. Stäbchenprobe machen. Auskühlen lassen.
Inzwischen den Weißwein und Wasser mit Zucker (je nach Geschmack), Zimtstangen, Gewürznelken, Sternanis und der Zitronenschale erwärmen. Es soll nie mehr als 60 Grad erreichen, damit kein Alkohol verdampft. Wer mag und hat, kann etwas selbstgemachten Zwetschkaretto dazugeben. Mindestens eine Stunde ziehen lassen. Am besten schon am Vortag machen, dann ziehen die Gewürze optimal ein. Zudecken, nicht vergessen!
Den Glühwein abseihen und den Bröselkuchen darin einlegen, der soll sich richtig ansaufen.
Zum Flambieren die Kapuziner und die Nonne mit 80-prozentigem Rum beträufeln und vorsichtig mit einem langen Streichholz anzünden!

Ich wünsche gutes Gelingen und wortwörtliche: „Prost Mahlzeit!“

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Amaretto selber machen aus Zwetschgenkernen -Zwetschkaretto

Zwetschke ist Zwetschge. Aber Zwetschge ist nicht gleich Pflaume. Schon als Kind habe ich mich oft über dieses komische Wort gewundert und manchmal gar nicht aufhören können es zu sagen: „Zwetschke, Zwwwetschke, Zweeetschke…!“

Für dieses Rezept habe ich deshalb zuerst die Wortherkunft recherchiert und dabei entdeckt: der Name leitet sich von Damaskus ab, auch wenn das nicht sehr offensichtlich ist. Die Zwetschke ist eine Unterart der Pflaumen und weil sie aus Syrien zu uns kam nannten sie die Römer „Damascena“, was später im Deutschen zu Zwetsch(k)e wurde: also die Plaumen aus Damaskus. Deshalb gefällt mir die österreichische Schreibweise mit „k“ auch so gut. Dieses kleine Früchtchen ist ein echter Namen-Chameleon: in Österreich Zwetschke, in Deutschland Zwetschge oder überhaupt Pflaume, am Rhein wird es zur Quetsche und mancherorts ist es sogar noch eine Zwetsche.

Noch bemerkenswerter finde ich übrigens eine ganz besondere Eigenart der Zwetschke: sie bringt den Darminhalt zum flutschen…

Das wussten irgendwie schon immer alle und heute nennt man sowas dann halt: „Funktional Food“. Dafür verantwortlich ist der hohe Sorbitgehalt der Zwetschke. Bei Trockenfrüchten intensiviert sich dieses praktische Phänomen, weshalb die Dörrzwetschken schon immer das beste Hausmittel gegen Verstopfungt war. Wer mehr über die Zwetschke als neues- altes Superfood wissen möchte kann das hier nachlesen.

Für mein Rezept ist das aber alles Powidl, also wurscht, denn da geht es um den Kern der Sache.

Tipp für die Zutaten: einfach Powidl liebende Freunde um Kerne anschnorren. Dann trotz Verwunderung nicht abschrecken lassen. Hab ich auch so gemacht: Danke Kathie! Und Georg. Und Peter. Und Danke dem Baum, der da war ohne das Peter es wusste, bevor wir ihn entdeckten. Ein pflanzliches Pendant zur Katze, die grinsen kann ohne zu erscheinen. Genauso kamen diese Kerne nämlich zu mir.
Wer keine Zwetschgenaffine Freunde hat, kann immer auf „mundraub.org“ schauen ob nicht vielleicht ein Zwetschgenbaum in der Nähe vor sich hin wächst.

Zwetschkaretto Zwetschgenkern Amaretto Freiwillig aufgesprungener Granatapfel

Zutaten:
• 500 g Zwetschkenkerne
• 1 l Vodka oder Korn, geht auch
100 g brauner Zucker oder Kandis

Zubereitung:
Kerne gut waschen und das ganze Fruchtfleisch gut weg schrubben. Alles zusammen in ein Glas geben. Wer mag kann es hin und wider ein wenig schaukeln, streichen und schütteln. Ich liebe das. Circa zwei Monate warten, also vom Herbst aus gerechnet zu Weihnachten ist es fertig und ein geniales Geschenk. 

Tipps:
Umso mehr Kerne umso besser.
Faustregel: Kerne zu Vodka = 1:2
Mindestens 2 Monate reifen lassen, länger geht immer.
Funktioniert auch mit anderen Kernen, also Kirschen, Marillen, Pfirsich…
Wenn man keinen Sack mit Kernen hat auf einmal hat, kann man den Ansatz mit einer Handvoll Kernen anfangen und einfach mit Steinobstkernen erweitern die gerade so anfallen.
Kerne bitte nicht zerschlagen. Das ist gar nicht nötig und kann sogar gefährlich sein. Stichwort Blausäure.
Für noch mehr Braun kann man den Zucker karamellisieren. Geschmacklich sicher auch interessant.

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