Curtido: Das bunte Ferment aus El Salvador, das Sauerkraut alt aussehen lässt

Curtido ist eine Art leicht fermentiertes Kraut-Relish. Es ist typisch für die salvadorianische Küche und die anderer zentralamerikanischer Länder und wird normalerweise mit Kraut, Zwiebeln, Karotten, Oregano & Limettensaft zubereitet

Als ich das erste Mal auf Curtido stieß, dachte ich, ich hätte einfach eine farbenfrohe Verwandte unseres Sauerkrauts gefunden. Doch dieses scharfe Ferment aus El Salvador ist geschmacklich der totale Kracher – richtig gemacht, lässt es sogar die Alpen vor Neid erröten.

Curtido: Traditionelles Ferment mit (fast) karibischem Flair

Curtido ist ein traditioneller, fermentierter Krautsalat, der ähnlich wie Sauerkraut hergestellt wird, jedoch mit ein paar entscheidenden Unterschieden. Hauptzutat ist natürlich auch hier Kraut, dazu kommen Zwiebeln, Karotten, Chilis und Oregano, die zusammen eine köstliche Mischung ergeben. Curtido hat seine Wurzeln in der salvadorianischen Küche und wird oft als Beilage zu Pupusas, einem beliebten Gericht aus gefüllten Maistortillas, serviert. Die Geschichte von Curtido reicht viele Generationen zurück und spiegelt die kulinarischen Einflüsse der indigenen und spanischen Kulturen wider. Ich liebe es, es ist wie Karibisch und Sauerkraut in einem. Funfakt: (Fast) karibisch schreibe ich nur, weil El Salvator das einzige Land in Mittelamerika ist, das am Pazifischen Ozean liegt und so keinen direkten Zugang zum Karibischen Meer hat.

Die Kunst des Fermentierens: So einfach geht Curtido

Die Zubereitung von Curtido ist ein einfaches, aber faszinierendes Ferment. Es ist sehr gut geeignet, wenn man gerade erst mit dem Fermentieren beginnt und etwas “Schnelles” ausprobieren möchte. Alles beginnt mit dem Schneiden des Gemüses, gefolgt von einer sanften Kraut-Massage mit Salz – je mehr Saft man erknetet, desto besser. Danach wird alles mit dem übrigen geschnittenen Gemüse, dem Oregano und dem Limettensaft vermischt und in ein Glas gegeben. Anschießend immer Ränder gut reinigen. Idealerweise ein Fermentiergewicht oben drauf geben.

Der große Unterschied zu unserem Sauerkraut ist, dass man Curtido nicht sechs Wochen vergärt, sondern nur “anfermentieren” lässt. Alles zwischen zwei und fünf Tagen ist erlaubt, je nach Temperatur (je heißer, desto schneller fermentiert es) und Ihrem Geschmack.

Probiotischer Genuss: Die gesundheitlichen Vorteile von Curtido & warum Kinder es lieben

Wie andere fermentierte Lebensmittel ist auch Curtido reich an Probiotika, die die Darmgesundheit fördern. Darüber hinaus verleiht Curtido zahlreichen Gerichten eine erfrischende Schärfe und Frische. Ob als Beilage zu Pupusas, in Tacos oder einfach als Salat – Curtido ist eine echte Abwechslung oder Alternative zu Sauerkraut. Meiner Erfahrung nach essen Kinder es eher als andere Fermente, vermutlich weil es so schön bunt ist und nicht sehr lange fermentiert wird.

Unbedingt mal Pupusas probieren. Die sind so gut! Und Curtido passt auf Pupusas wie die Faust aufs Aug, wie man so schön sagt. Dazu etwas Salsa Roja und der Gaumen tanzt Lambada oder weil wir in El Salvador sind: Xuc

Curtido, Pupusas und Salsa Roja: Perfekte Harmonie auf dem Teller

Curtido, Pupusas und Salsa Roja sind ernährungstechnisch eine extrem geniale Kombination. Ich bin eine große Anhängerin des Teller-Prinzips, bei dem man den Teller gedanklich in verschiedene Teile aufteilt. So kann man (theoretisch) alles essen, solange man auf die Aufteilung achtet. Diese lautet: 1/2 Gemüse, die andere Hälfte halb Protein und halb Kohlenhydrate. So ist man Pi mal Daumen sehr ausgewogen. Bei Schnitzel mit Erdäpfelsalat ist das theoretisch ebenfalls möglich, jedoch praktisch etwas schwieriger umzusetzen. Der Teller würd, in österreichischen Gasthäusern zumindest, sofort an die Küche zurückgehen. Aber man ja nicht jeden Tag ganz strenk machen, wenn es auch sehr hilfreich ist dieses Verhältnis zu verstehen. Bei Curtido, Pupusas und Salsa Roja ergibt sich diese Proportionen fast automatisch, und man integriert sogar Fermente in die Mahlzeit – ganz einfach! Fast wie ein aufgelegter 11 Meter der Ernährung.

Zero-Waste-Tipp:

Wenn man für ein Rezept den Saft von Zitronen, Limetten, Orangen oder andere Zitronenfrüchte braucht, auf keinen Fall die Schale vergeuden. Einfach die Schale fein abreiben, in ein Glas geben, mit ungefähr der doppelten Menge Zucker bestreuen. Glas verschließen und schon hat man geniales selbstgemachtes Zitronat. Bei mir kommt das jeden Tag mit etwas Dattelsirup zum Joghurt mit Haferflocken. Yammy!

Curtido, das scharfe Sauerkraut El Salvador

Rezept von Ella Josephine Esque
Zubereitungszeit

30

Minuten
Fermentierzeit

48-96

Stunden

Curtido ist ein leicht fermentierter Krautsalat, der unserem Sauerkraut sehr ähnelt, aber viel bunter, „limettiger“ und mit Oregano gewürzt.

Zutaten:

  • 1/2 (ca. 700 g) Kopfkopf, Spitzkraut, Weißkraut… (Lokal nach Saison)

  • 2 mittelgroße Karotten

  • 1/2 Zwiebel (weiß oder rot, oder mischen…)

  • 2 Serrano- oder Jalapeño Chillis, ersatzweise rote Spitzpaprika für weniger scharf

  • 100 ml Limettensaft

  • 2 TL getrockneter Oregano (je lokaler desto besser)

  • 4 TL Salz, idealerweise Steinsalz aber jedes Salz geht

Zubereitung:

  • Kraut dünn, „nudelig” schneiden, mit Salz in einer großen Schüssel vermischen. 30 Minuten ruhen lassen, sanft kneten, damit so viel Krautsaft entweicht wie möglich. In der Ruhezeit kann man Karotten hobeln, Zwiebeln, Paprika oder Chilis schneiden, die Limetten auspressen. Ich übergieße die Zwiebel immer mit etwas kochendem Wasser, da ich die Zwiebelschärfe nicht so mag. Das ist aber Geschmackssache. Das ganze Gemüse mit Oregano und Limettensaft vermischen.
  • Ein Fermentierglas einschließlich Deckel mit kochend heißem Wasser desinfizieren. Oder frisch aus dem Geschirrspüler, geht auch. Curtido ins Glas füllen.
  • Idealerweise steht jetzt Lake über dem Gemüse, wenn das Gemüse nicht mit Flüssigkeit bedeckt ist, kräftig mach unten drücken. Geht sehr gut mit (sorgfältig gewaschener) Faust.
    Optional: Ein Fermentiergewicht darauf legen, um das Gemüse unter der Lake zu halten. Das ist wichtig, weil unter der Lake alles geschützt ist. Merksatz: Under the brine it’s fine!
  • Glas mit Gummiringerl verschießen. Lassen Sie das Glas mindestens 24 Stunden und bis zu 5 Tage bei Raumtemperatur stehen. Probieren Sie nach den ersten 24 Stunden und lassen Sie es weiter fermentieren, bis Sie den gewünschten Geschmacksgrad erreicht haben. Normalerweise sind 48–96 Stunden ideal.
  • In den Kühlschrank oder einen kalten Keller stellen. Wenn es noch nicht geöffnet wurde, ist es jetzt lange haltbar. Hat man es schon geöffnet kalt stellen und schnell genießen!

Tipps:

  • Mach Dein eigenes Zitronat aus der Limettenschale!
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Chili Shio Koji – Das scharfe „Must-Have“ für die Küche

Die scharfe Seite der Umami-Magie: Chili Shio Koji ein unverzichtbarer Genuss für Feinschmecker*innen

Nach Shio Koji, Shoyu Koji, Shio Koji Lemon habe ich mich an eine neue Kreation gewagt: Shio Koji mit Habernero Chili & ich liebe es! Aber wie Jamie Oliver früher immer sagte: First things first…

Was ist Koji?

Koji ist ein traditioneller japanischer Schimmelpilz, wissenschaftlich als Aspergillus oryzae bekannt, der in der Landesküche eine entscheidende Rolle spielt. Dieser Mikroorganismus wird häufig zur Fermentation von Lebensmitteln wie Sojasauce, Miso, Sake, Mirin oder Koji Saucen eingesetzt. Die enzymatischen Aktivitäten von Koji tragen zur Umwandlung von Stärke und Proteinen in einfache Zuckerverbindungen und Aminosäuren bei, was den Geschmack und die Textur der Produkte verbessert. Darüber hinaus hatte Koji einen Siegeszug in der westlichen Küche und nun einen festen Platz in der zeitgenössischen Kulinarik gefunden, insbesondere durch die Herstellung von Koji-basierten Amino Saucen wie Shio Koji, die eine einzigartige Umami-Intensität und Geschmackstiefe bieten.

Von Umami bis zur Schärfe: Die faszinierende Welt der Amino Saucen

Amino Saucen und Amino Pasten sind ein wundervolles „Werkzeug“ beim Kochen. Miso wäre ein Beispiel für eine Amino Paste. Shio Koji, als ein repräsentatives Beispiel für Amino Saucen, bietet eine mühelose Möglichkeit, Lebensmittel zu veredeln. Die Sauce besteht aus fermentiertem Koji Reis, Wasser und Salz und überzeugt hat für sich einen unspektakulären, salzigen Geschmack. Der Clou liegt in den Enzymen des Koji, die nicht nur den Geschmack verstärken, sondern auch Umami und den eigenen Geschmack der Lebensmittel herauskitzeln, ihn regelrecht intensivieren. Sie bringen teilweise (fast) völlig neue Geschmacksrichtungen zum Vorschein und verändern die Textur der Lebensmittel. Amino Saucen wie Shio Koji sind somit nicht nur eine einfache Würzpasten, sondern eine praktische Bereicherung für unsere Kochgewohnheiten, die auf unkomplizierte Weise neue geschmackliche Horizonte eröffnet.

Diesmal hatte ich die Idee dem Shio Koji etwas Schärfe hinzuzufügen und praktischerweise hatte ich noch ein Sackerl mit Habanero Chilis im Gefrierfach. Die habe ich gefroren zu meinem Shio Koji Ansatz gegeben. Damit sie auftauen und ich sie schneiden kann. Nach drei Tagen habe ich sie auf ein Teller geleert (siehe Foto), klein geschnitten und ohne Stängel wieder zurück ins Glas gefüllt. Wer frische Chilis zu Hause hat, kann sich diesen Schritt sparen und sie gleich zerkleinert mit ins Glas geben.

Chili Shio Koji – Das scharfe “Must-Have” in der Küche

Rezept von Ella Josephine EsqueKüche: Japanisch, FusionSchwierigkeit: Easy
Zubereitungszeit

30

Minuten

Shio Koji mit Habanero Chili: eine Hotsauce und zum Würzen oder Marinieren von Fleisch, Fisch oder Gemüse.

Zutaten:

  • 100 g Koji-Reis (frisch oder getrocknet)

  • 150 g Wasser

  • 15 g Steinsalz

  • 1 bis 5 Chilis (je nach Schärfewunsch)

Zubereitung:

  • Koji-Reis, Wasser, Salz & klein geschnittene Chilis in ein Schraubverschlussglas geben, fest verschließen, schütteln oder umrühren bis alles gut vermischt ist. Bei Zimmertemperatur reifen lassen. Ab jetzt Shio-Koji-Lemon zweimal täglich umrühren (steriler Löffel!) oder einfach schütteln. Nach dem Schütteln immer kurz öffnen damit die Sauce etwas Luft bekommt.
  • Nach sieben bis zehn Tagen ist es fertig. Das ist ein wenig Temperaturabhängig, im Sommer fermentiert alles schneller. Wer mag, kann es pürieren. Ab dann im Kühlschrank aufbewahren. Hält bei vorsichtiger Handhabe über 12 Monate.
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