Fermentierte Karotten in drei Variationen:
Karotten im Ganzen, Karottenscheiben in Gemüsebrühe mit Kurkuma und Karotten-Bierrettich-Nudel mit Sternanis fermentiert
Karotten gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt und wurden bereits in der Jungsteinzeit genutzt. Im Lauf ihrer Kultivierung bekamen die Wurzeln ein breites Farbenspektrum zwischen cremefarben, rot und violett. Für die heute dominante Farbe Orange gibt es Bildzeugnisse seit dem Mittelalter, für ihre endgültige Etablierung sorgten irgendwann im 16. Jahrhundert die Holländer, ein Genrebild des niederländischen Malers Pieter Aertsen gilt als früher Hinweis darauf.
Nicht überraschend, sind Karotten das meistgegessene Wurzelgemüse der Nation und in der “Gemüse-Hitparade” liegen sie auf Platz zwei gleich hinter den Paradeisern – einfach ein klassischer Evergreen.
Es ist so eine Sache mit dem Fermentieren, irgendwie ist es einfach und kompliziert zugleich. So auch bei den Karotten. Es gilt das Timing, die Temperatur, die ideale Salzlake zu berücksichten. Vorher muss man auch noch überlegen: Mag man sie „einfach so“ fermentieren oder doch mit einem oder mehreren Gewürzen? Nimmt man gelbe, orange oder purpurfarbene Wurzeln…? Hier gibt es viel Raum für Kreativität. Ich konnte mich nicht entscheiden und mache deshalb gleich drei Gläser.
Bei Karotten muss man berücksichtigen, dass sie ein eher süßes Gemüse sind, deshalb fermentieren sie sehr gut und bilden viele Hefen. Ein Grund, warum die Lake fermentierter Karotten mitunter trüb wird. Geschmacklich macht das gar nichts, im Gegenteil, aber es ist doch gut zu wissen, wenn man sein Fermentiergut ungeduldig beobachtet.
Beim Fermentieren ist ganz besonders wichtig, dass Sie möglichst unbehandeltes Gemüse verarbeiten. Idealerweise aus dem eigenen Garten oder vom Bauernmarkt. Der Geschmack des Fermentes wird es Ihnen danken. Und der ist wirklich ausgewöhnlich gut: leicht süß und leicht sauer zugleich mit einer Tiefe, die schwer zu beschreiben ist, aber in Richtung Umami geht. Ganz besonders habe ich fermentierte Karotten mit Sternanis oder Gewürznelken schätzen gelernt. Unbedingt mal ausprobieren!
Worterklärung “Bis zur Schulter”
„Bis zur Schulter“ bezieht sich auf den „Knick“ bei Gläsern, die sich oben verjüngen. Wenn Sie ebenmäßige Gläser verwenden wie ich, stellen Sie sich vor: Ein kleiner Mensch stünde im Glas, und füllen das Glas bis zu dessen Schulter.
Equipment:
3 x 1-Liter-Gläser (Rex- bzw. Weckgläser oder Drahtbügelgläser)
Waage mit Tara-Taste
Fermentiergewicht
Gemüsenudel-Schneider
Karotten im ganzen fermentiert:
1 Bund Karotten mit Grün
Wasser
2 % Salz auf das Gesamtgewicht
optional ein Gewürz ihrer Wahl z.B.: Lorbeerblätter, Thymianzweige, Senfkörner, Zitronenzeste, Koriandersamen, Curry…
Zubereitung:
Karottengrün auf ein bis zwei Zentimeter kürzen. Karotten gut waschen, nicht schälen, falls sie Bio sind.
Das Fermentierglas auf die Waage stellen und „Tara“ drücken, dann die Karotten bis zur Schulter ins Glas schichten und mit Wasser auffüllen.
Nun das Gewicht von der Waage ablesen, bei mir sind es 890 Gramm. Weil wir eine 2%-Salzlake wollen, multiplizieren wir dieses Gewicht mit 0,02. Das ergibt bei mir 17,8 g Salz. Die errechnete Menge Salz zum Ferment geben. Wenn es unabsichtlich ein, zwei Gramm mehr werden, ist das auch nicht schlimm, bis fünf Gramm darf man problemlos „überziehen“.
Mit dem Gewicht beschweren und verschließen. Karotten zwei bis vier Wochen bei Zimmertemperatur fermentieren lassen, dann in den Kühlschrank oder einen kühlen Keller stellen.
Karottenscheiben fermentiert in Gemüsebrühe mit Kurkuma:
Karotten für 1-Liter-Glas
Gemüsebrühe
Kurkuma
2 % Salz auf Gesamtgewicht
Zubereitung:
Karotten gut waschen, nicht schälen, falls sie Bio sind und dann in Scheiben schneiden. Das Fermentierglas auf die Waage stellen und „Tara“ drücken, dann die Karotten bis zur Schulter ins Glas schichten und mit Gemüsebrühe auffüllen.
Das Nettogewicht von der Waage ablesen, bei mir sind es 879 Gramm. Weil wir eine 2%-Salzlake wollen, multiplizieren wir dieses Gewicht mit 0,02. Das errechnete Salz (bei mir also 17,5 g) zum Ferment geben. Wenn es unabsichtlich ein, zwei Gramm mehr werden, ist das nicht schlimm, alles bis fünf Gramm ist ok.
Mit dem Fermentiergewicht beschweren und verschließen. Karotten zwei bis vier Wochen bei Zimmertemperatur fermentieren lassen, dann im Kühlschrank oder einem kühlen Keller lagern.
Fermentierte Karotten mit Bierrettich & Sternanis:
Karotten für 1-Liter-Glas
Bierrettich
Wasser
Sternanis
2 % Salz auf Gesamtgewicht
Zubereitung:
Karotten und Bierettich gut waschen, nicht schälen, falls sie Bio sind, dann mit dem Nudelschneider “nudeln”. Das Fermentierglas auf die Waage stellen und „Tara“ drücken, dann die Karotten bis zur Schulter ins Glas schichten und mit Wasser auffüllen.
Nettogewicht von der Waage ablesen, bei mir sind es 867 Gramm. Weil wir eine 2%-Salzlake wollen, multiplizieren wir dieses Gewicht mit 0,02. Das errechnete Salz, bei mir sind das 17,3 g, zum Ferment geben. Wenn es unabsichtlich ein, zwei Gramm mehr werden, ist es auch nicht schlimm, bis fünf Gramm mehr ist ok.
Mit dem Gewicht beschweren und verschließen. Karotten zwei bis vier Wochen bei Zimmertemperatur fermentieren lassen, dann in den Kühlschrank oder einen kühlen Keller damit.
Alle drei Fermente schmecken fantastisch als Rohkost, in Salaten, zur Jause, in Suppen, in Eintöpfen, zur Eierspeis uns so weiter.
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Rezepte mit fermentierten Karotten:
Red Kibble – das Ragout aus „The Expanse“
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Fermentiergewichte:
Link zu den Gewichten: freiwilligaufgesprungenergranatapfel.com/gewichte-fermentiergewichte
8 Kommentare
Was ist das für eine genialer Nudelschneider?
Ha! Du hast ein gutes Auge. 🙂 Ich liebe diesen Gemüse-Nudelschneider. Kann ich sehr empfehlen.
Das ist er, scheint aber gerade ausverkauft zu sein: https://amzn.to/3o4MGvS
LG, Ella
“schmendrick’s guide to noms” :)))
Super Titel! :)))
Hi 🙂
nicht mehr ganz neu der Artikel , aber wie wärs mit “Schmendrick’s schmackhafter Schmusekatzen Schmaus?
(Ich liebe Aliterationen 😛 )
Yay zu “Schmendrick’s schmackhafter Schmusekatzen Schmaus”
Das schmusst so auf der Zunge das es hungrig macht, perfekt! 🙂
Hallo! Muss man die Deckel nie öffnen oder die Gefässe regelmässig umdrehen? LG!
Ahoi!
Zum Fermentieren unbedingt Drahtbügelgläser oder Weck bzw. Rex-Gläser nehmen! Das kann man nicht genug betonen. KEINE Schraubgläser!
Da funktioniert dann der Gummi, der zwischen Glasdeckel und Glas ist, wie ein Ventil. Durch mikrofeine Poren kann Luft durch Druck entweichen, aber es kommt keine Luft ins Glas. So ist das Fermentiergut optimal geschützt. Da muss man nichts öffnen oder umdrehen.
Das ist der Trick. 🙂
Alles Liebe und Schönes fermentieren!