Teil 1: Japanisches Currypulver unterscheidet sich von seiner indischen Verwandten durch eine harmonische Würze & eine tendenziell süßere, mildere Geschmacksnote – voll die Umami-Gewürzmischung!
Überraschend, aber wahr: Curry-Reis, ist Japans unangefochtener Favorit beim Kochen zu Hause und generell eines der beliebtesten Comfort-Foods weltweit. Currys kommen bekanntlich aus der indischen Küche, wurden jedoch von den Briten von Indien nach Japan exportiert. Den eigentlichen Durchbruch schaffte das Gericht aber über das japanische Militär. Die Marine integrierte es geschickt in ihren Speiseplan – wahrscheinlich aus pragmatischen Gründen. Auf japanischen Schiffen auf denen oft nur weißer Reis gegessen wurde war Beriberi, ein Mangel an Vitamin B1, unter Matrosen ein ernsthaftes Gesundheitsproblem. Takaki Kanehiro, ein japanischer Mediziner erkannte das eine ausgewogene Mischkost mit Fleisch hier der Schlüssel zur Gesundheit ist. Durch die Integration von Gerichten wie eben Curry mit Fleisch, konnte diesem Mangel erfolgreich vorgebeugt werden. Ein weiterer Vorteil: Eintöpfe und Currys sind ideales Schiffsessen, denn man kann sie leicht in sehr großen Mengen zubereiten. Das Gericht wurde als Kaigun Karē (Marine-Curry) bekannt. Das japanische Ur-Curry sozusagen. Durch die Marine an Curry (mit Fleisch) gewöhnt, wollten es die heimkehrenden Seeleute weiterhin genießen. So verbreitete sich Curry ab den 1960er Jahren schließlich überall in Japan. Natürlich nicht ohne sich dem japanischen Gaumen anzupassen. Mehr dazu später. Mittlerweile ist Karē (japanisch: カレー) in Japan so geläufig, dass man es sogar als (heimliches) japanisches Nationalgericht bezeichnen könnte.
Vom Schiff zur Comfort-Food–Queen: Was japanisches Curry(pulver) zur Umami-Sensation macht
Es gibt einige Unterschiede zwischen japanischen und indischen Curry. Die Gewürzmischung wurde geschmacklich der japanischen Küche angepasst, sodass es etwas süßere, molligere und weniger scharfe Aromen hat. Die Curry-Gewürze werden dafür etwas anders gemischt. Die japanische Version von Currypulver will eine sehr harmonische Mischung sein, bei der kein bestimmtes Gewürz hervorstecht. Japanisches Curry soll nicht oder nur leicht scharf, aber voll umami sein.
Um die sanfte Gewürzmischung kochtechnisch zu unterstützen, wird das Currypulver immer in einer Mehlschwitze, der Curry-Roux, in den Eintopf eingebunden. Dazu kommt eine fruchtige Komponente wie sautierte Zwiebeln, geriebene Äpfel oder Birnen oder auch Honig, das sorgt für die typische leichte Süße und den abgerundeten Geschmack von japanischen Currys. Durch die Curry-Roux, oder wie man in Österreich sagt: Einbrenn, wird alles sehr samtig, cremig eingedickt. Großes Suchtpotenzial für alle die mit Omas Einbrennsuppe aufgewachsen sind!
Selbermachen oder Selbermachen: Das ultimative Dilemma japanisches Curry im Supermarkt zu finden!
Leider gestaltet es sich nach wie vor schwierig, japanische Currymischungen vor Ort zu finden, abgesehen natürlich vom Online-Bestellen. Curry ohne spezifische Kennzeichnung im Supermarkt ist, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, indisches. Bleibt also immer noch die Option des Selbermachens. Ehrlich gesagt schmeckt es auf diese Weise sowieso am Besten. Zudem hat man die Gewissheit darüber, was genau in der Mischung enthalten ist. In Japan ist S&B der bevorzugte Brand, daher orientiert sich diese Mischung am charakteristischen Geschmack des S&B Currypulvers.
Zutaten Tipps & Tricks
- Getrocknete Orangeschalen kann man ganz einfach selber machen, am Besten hier nachlesen: Orangenschalen nicht wegwerfen, sondern trocknen.
- Für den halben Teelöffel Salbei muss man nicht groß einkaufen, ich habe einfach einen Salbeiteebeutel aufgeschnitten und mir so diese kleine Menge getrocknete Kräuter besorgt.
Magisches Gewürz: Japan-Curry-Pulver mit sonniger Orangennote selber machen, à la S&B
Küche: JapanischSchwierigkeit: LeichtJapanisches Currypulver unterscheidet sich von seiner indischen Variante durch eine mildere Würze und eine tendenziell süßere und mildere Geschmacksnote. Volle Umami-Gewürzmischung!
Zutaten:
6 TL Kurkumapulver
4 TL Koriandersamen
3 TL Kreuzkümmel
2 TL edelsüßes Paprikapulver
2 TL gemahlener Ingwer
2 TL Bockshornkleesamen
1 TL Cayennepfeffer (weniger für weniger scharf)
1 TL Fenchelsamen
1 Sternanis
1 TL Thymian, getrocknet
1 TL Knoblauchpulver
1 TL Asant (Teufelsdreck, Asafoetida)
1/2 TL gelbe Senfkörner
1/2 TL Zimt oder 1/2 Zimtstange
1/2 TL Salbei, getrocknet
1/2 Muskatnuss
1 Lorbeerblatt
1/4 cup Chana Dal (halbierte, geschälte Kichererbsen)
optional: 1/2 TL weißer Pfeffer
optional: 2 EL Reis Koji (Kome Koji), pulverisiert
Zubereitung:
- Die Zutaten in zwei Teile teilen. In die Pulverförmigen & Kräuter und die ganzen Gewürze. Bei mir sind in der ersten Gruppe zum Beispiel: Kurkuma, getrocknete Orangenschalen, Paprikapulver… In der zweiten Gruppe: Koriander, Kreuzkümmel, Bockshornklee, Chana Dal…
- Die ganzen Gewürze in einer Pfanne rösten, bis sie duften, nicht anbrennen lassen! Dann die Gewürze auf einen Teller lehren und auskühlen lassen.
- Inzwischen die pulverförmigen Gewürze, die Kräuter und die getrockneten Orangenschalen, optional getrocknetes Kome Koji in eine Gewürzmühle geben und vermahlen. In das dafür vorgesehene Gewürzglas füllen.
- Die festen, inzwischen abgekühlten Gewürze in die Gewürzmühle geben und vermahlen. Zum Pulver in das Gewürzglas füllen. Verschließen. Schütteln.
- Die Gewürzmischung noch sieben. Ich mache das mit einem feinen Sieb und die ganzen Teile, die übrig bleiben, vermahle ich noch mal, bis alles ein feines Pulver ist.
Tipps:
- Zu japanischen Currys wird traditionell serviert:
Fukujinzuke, eingelegtes, gemischtes Gemüse und/oder
Rakkyō, eingelegte, kleine Zwiebel - Aus Koji und japanischem Currypulver kann man sich, ganz einfach, ein köstliches Curry Shio Koji fermentieren! Ähnlich anderer Amino-Saucen auf Koji Basis wie: Shio Koji oder Shoyu Koji eine Umami-Bombe, aber eben mit Curry. Wenn man damit eine Curry-Roux macht, ist man geschmacklich ganz vorne mit dabei!
- Neue Geheimzutat für meine Mischung: Reis Koji (Kome Koji) zu feinen Pulver vermahlen. Ich finde, das macht die Mischung extra edel und geschmackvoll!
- Geschmacks-Update: Zum Beispiel lasse ich jetzt Kardamom & Gewürznelken weg. Es gibt auch Ergänzungen, wie Chana Da. So ist die Mischung weniger wie Garam Masala. Chana dal (Linsen) haben einen nussigen Geschmack, der die starken Gewürze ausgleicht.
Fortsetzung folgt, den fürs japanisches Curry braucht es noch:
- Wie man japanische Curry-Roux (auf Vorrat) zubereitet.
- Curry Shio Koji für noch bessere Curry-Roux.
- Japanisches Curry – das beliebtesten Comfort-Foods weltweit!
- Fukujinzuke
- Rakkyō